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"Demenzfreundliche Apotheke": Anlaufstelle für Betroffene
Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz und Angehörige
In Österreich leben rund 113.000 Menschen mit Demenz. Um die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Alzheimer und deren Angehörigen zu fördern, wurde das Gemeinschaftsprojekt "Demenzfreundliche Apotheke" ins Leben gerufen. Die bedürfnisorientierte Versorgung in der Apotheke sowie der Erhalt von Lebensqualität und Würde der Beteiligten standen im Fokus aller Maßnahmen.
18 Apotheken in Wien und Niederösterreich nahmen am Pilotprojekt "Demenzfreundliche Apotheke" teil, das vom Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik geleitet und in enger Kooperation mit der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria und der Österreichischen Apothekerkammer drei Jahre lang umgesetzt wurde. Gesundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely führt aus: "Die Demenzfreundliche Apotheke ist ein maßgeschneidertes Angebot für Menschen mit Demenzerkrankungen und ihre Angehörigen. Uns ist es wichtig, die Krankheit zu entstigmatisieren und allen Menschen eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Das bedeutet auch, dass Menschen den Gang in die Apotheke antreten und sich darauf verlassen können, dass auf sie und ihre Bedürfnisse speziell geachtet wird. Dieser Besuch ermöglicht auch den Kontakt zwischen Menschen mit einer Demenzerkrankung und jenen ohne Demenz. In Wien ist uns das Miteinander von Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen ein großes Anliegen. Dieses Miteinander ist was diese Stadt zusammenhält."
Apotheken: Drehscheibe für Demenzpatienten
"Apothekerinnen und Apotheker haben immer wieder und vor
allem langjährigen Kontakt zu Demenzpatienten und betreuenden
Angehörigen. Es liegt daher nahe, dass das große
Potential der Apotheken im Hinblick auf die Beratung und Betreuung
dieser Personen genutzt und ausgebaut wird", so Mag.
pharm. Max Wellan, Präsident der Österreichischen
Apothekerkammer. In der ersten Projektphase wurden in Workshops
mit Apothekerinnen und Apothekern sowie mit pharmazeutisch-kaufmännisch
Angestellten Themengebiete wie die Kommunikation mit Menschen
mit Demenz, die Vernetzung mit Organisationen, die Beratung
von betreuenden Angehörigen sowie die pharmazeutische Betreuung
bei Demenz erarbeitet.
In der zweiten Projektphase wurden die Projektideen wie z.B.
die Gründung eines Angehörigenstammtisches, die Gestaltung
einer Informationsecke oder Auslage in einer Apotheke, die Etablierung
von Demenztagen/-wochen sowie Filmvorführungen entwickelt
und umgesetzt, die zusätzlich von WissenschaftlerInnen
und ExpertInnen unterstützt und begleitet wurden. Darüber
hinaus wurde das Thema Demenz in Form von Demenztagen oder einer
Demenzwoche auch in der Gemeinde, im Bezirk oder in der Region
sichtbar gemacht. Die Aktionen tragen dazu bei, die Rolle der
Apotheke als wichtige Anlaufstelle für Demenzpatienten
zu stärken und die Erkrankung zu entstigmatisieren.
Die Ergebnisse: Kompetentere Beratung und bessere Vernetzung
Das Projekt "Demenzfreundliche Apotheke" steht unter
der Leitung des Instituts für Palliative Care und OrganisationsEthik,
das sich mit den Projektergebnissen sehr zufrieden zeigt. Das
Institut möchte durch Forschung, Beratung, Lehre und Weiterbildung
Beiträge zur Bearbeitung eines wichtigen gesellschaftlichen
Problemfeldes leisten: der nachhaltigen Entwicklung von Versorgungskontexten
für alte, pflegebedürftige, chronisch kranke, demenziell
veränderte, schwerkranke und sterbende Menschen, sowie
ihre Angehörigen und Bezugspersonen. "Im Projekt
"Demenzfreundliche Apotheke" ist uns die Partizipation
aller AkteurInnen – insbesondere von MitarbeiterInnen
in den Apotheken und betreuenden Angehörigen – an
den gemeinsamen Entwicklungsprozessen ein großes Anliegen",
erklärt die Projektleiterin Mag. Dr. Petra Plunger, MPH,
vom Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik
/IFF/Alpen Adria Universität Klagenfurt/Wien/Graz.
"So ist es gelungen, wirkungsvolle Maßnahmen für die Beratung und Betreuung in den Apotheken zu entwickeln und auf kommunaler Ebene einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Entstigmatisierung des Themas Demenz zu leisten. Die Projektevaluation hat gezeigt, dass sich MitarbeiterInnen in den beteiligten Apotheken wesentlich kompetenter in der Beratung und Betreuung von Menschen mit Demenz und betreuenden Angehörigen wahrnehmen, und dass Apotheken besser vernetzt mit Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen sind. Vonseiten der befragten betreuenden Angehörigen wurde die hohe Relevanz einer guten Beratung und Betreuung in der Apotheke für ihren Betreuungsalltag bekräftigt", so Plunger.
Bedürfnisorientierte Betreuung von Erkrankten und Angehörigen
Auch die Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria ist mit dem Projekt
und den Ergebnissen zufrieden. "Die Selbsthilfegruppe
Alzheimer Austria unterstützt die "Demenzfreundliche
Apotheke" von Projektbeginn an. Die Perspektive der Betroffenen
hat dadurch ebenso Raum gefunden wie die Bedürfnisse der
pflegenden und betreuenden An- und Zugehörigen. Ziel dabei
war, das tägliche Leben und die Lebensqualität aller
Beteiligten zu verbessern", erklärt Monika Natlacen
von der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria.
Weitere Ergebnisse des Pilotprojektes in Wien und Niederösterreich
Apotheken:
+ Die Apothekerinnen und Apotheker sowie pharmazeutisch-kaufmännisch
Angestellte berichten über einen hohen Zuwachs an Kompetenz,
was den Umgang mit Menschen mit Demenz und mit betreuenden Angehörigen
in der Apotheke betrifft.
+ Es gibt einen hohen Zuwachs an Vernetzung der Apotheke mit
weiteren Organisationen, insbesondere mit Betreuungseinrichtungen
und Selbsthilfegruppen im lokalen/regionalen Umfeld.
+ Das Ausmaß der Vernetzung mit Organisationen korreliert
mit dem berichteten Kompetenzzuwachs aufseiten der ApothekenmitarbeiterInnen.
+ Generell zeigen die teilnehmenden Apotheken eine hohe Zufriedenheit
mit dem Projekt und finden, dass es eine hohe Wirkung hat.
Betreuende Angehörige:
+ Betreuende Angehörige bescheinigen dem im Projekt Erreichten
eine hohe Relevanz, was die Beratungsqualität anbelangt;
es wird aber auch der Beitrag der Apotheken zur Entstigmatisierung
durch Sichtbarkeit und Wissensvermittlung sehr geschätzt.
+ Betreuende Angehörige schätzen auch das hohe Engagement,
das die teilnehmenden Apotheken in der Beschäftigung mit
dem Thema Demenz zeigen.
+ Die Einbindung betreuender Angehöriger in alle relevanten
Entscheidungen und Projektprozesse wurde ebenfalls lobend erwähnt.
+ Angeregt wurde vonseiten betreuender Angehöriger, dem
Thema Ethik in Zukunft (noch) mehr Raum zu geben.
Auszeichnung "Demenzfreundliche Apotheke"
Die Apotheken, die die Entwicklung zur "Demenzfreundlichen
Apotheke" durchlaufen haben, werden als "Demenzfreundliche
Apotheke" ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung werden die
Bemühungen und Aktivitäten der Apotheke nach außen
und vor allem für alle Betroffenen sichtbar gemacht. Für
all jene Apotheken, die Interesse haben ebenfalls eine "Demenzfreundliche
Apotheke" zu werden, wurde aufbauend auf die Erfahrungen
und Ergebnisse des Projektes eine Toolbox erstellt, mit der
Apotheken das Projekt nachhaltig implementieren können.
"Ziel ist es in Zukunft österreichweit "Demenzfreundliche
Apotheken" zu etablieren und die Kompetenz der Apotheken
in diesem Bereich noch weiter auszubauen", so der
Präsident der Österreichischen Apothekerkammer.
Zusammenarbeit aller wichtig
"Aufgrund des demografischen Wandels wird es zu einem starken
Anstieg der Zahl der von Demenz Betroffenen kommen. Der Fonds
Gesundes Österreich hat frühzeitig auf diese Entwicklung
reagiert und dieses wichtige Projekt gefördert. Es macht
deutlich, dass die Gesundheitsförderung zur Bewältigung
dieser Thematik beitragen kann", betont Dr. Klaus
Ropin, Leiter des Fonds Gesundes Österreich.
Die "Demenzfreundliche Apotheke" ist ein Projekt das vom Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik/IFF/Alpen Adria Universität Klagenfurt/Wien/Graz geleitet und in enger Kooperation mit der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria und der Österreichischen Apothekerkammer umgesetzt wurde. Das Projekt wurde von I.S.O (Institut für Systemische Organisationsforschung) evaluiert.
Am 22. Oktober findet in St. Pölten die Abschlusstagung
des Projekts "Demenzfreundliche Apotheke" statt. Interessierte
Personen können sich unter wien@apothekerkammer.at anmelden.
Apotheken auf einen Blick
In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine
wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt,
Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken
liefern Qualität auf höchstem Niveau und das zu niedrigen
Preisen, wie im Vergleich mit anderen europäischen Ländern
deutlich hervorgeht. Trotz der hohen Kaufkraft in Österreich
liegen die Arzneimittelpreise unter dem europäischen Durchschnitt.
Insgesamt beraten 5.800 akademisch ausgebildete Apothekerinnen
und Apotheker in 1.360 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen.
Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der
Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen
und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen
für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.
Das Projekt "Demenzfreundliche Apotheke" wurde gefördert
von: Fonds Gesundes Österreich (www.fgoe.org),
Tut Gut, Wiener Gesundheitsförderung (www.wig.or.at)
und Österreichische
Apothekerkammer.
14.Oktober 2015
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