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Wie Magnesium gegen Depressionen wirkt
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Magnesium wird als gängiges Medikament für viele Anwendungen und unter anderem als Antidepressivum eingesetzt. Entsprechend den Anwendungsmöglichkeiten sind die Wirkungsmechanismen von Magnesium vielfältig, die Wirkungen an den einzelnen Neurotransmitter-Rezeptoren waren jedoch bisher großteils nicht bekannt. Eine Forschungsgruppe unter Leitung der MedUni Wien konnte nun einen wichtigen Mechanismus identifizieren. |
Magnesiummangel kann beim Menschen depressive Wirkungen entfalten. Die WissenschafterInnen stellten sich deshalb die Frage, welche Neurotransmitter-Rezeptoren (genauer: Rezeptorkomplexe, denn es sind die Komplexe, die die Gehirnfunktionen ausführen, nicht die einzelnen Untereinheiten der Rezeptoren) in der Gehirnregion Hypothalamus/Amygdala bei einem Magnesiummangel betroffen sind. Als verantwortlich wurde der sogenannte N-methyl-D-aspartat-Rezeptor-GluN1-Komplex identifiziert. Dieser Rezeptorkomplex verändert sich bei Magnesiummangel und arbeitet infolge nur eingeschränkt.
Interdisziplinäres Forschungsteam unter Leitung der MedUni
Wien
Die Entdeckung dieses Rezeptorkomplexes ist das wichtigste Ergebnis
einer soeben im neurowissenschaftlichen Top-Journal "Brain
Structure and Function" (Impact-Faktor 7,8) veröffentlichten
Studie, die unter der Leitung von Gert Lubec, Leiter der Grundlagenforschung/Neuroproteomics
an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
der MedUni Wien, erstellt wurde.
Studie legt Basis für die Entwicklung neuer Magnesium-Medikamente
Zur Untersuchung des Wirkungsmechanismus führten die ForscherInnen
zunächst im Tiermodell einen Magnesiummangel herbei. Danach
untersuchten sie die Auswirkungen auf das Verhalten sowie die
Rezeptorkomplexe im Gehirn. Als Folge der Magnesiumrestriktion
(= Magnesiummangel) zeigten die Tiere erwartungsgemäß
ein depressives Verhalten. Als Ursache wurde mit dem N-methyl-D-aspartat-Rezeptor-GluN1-Komplex
ein Rezeptorkomplex gefunden, dessen Funktionen durch den Magnesiummangel
eingeschränkt werden. Dazu Lubec: „Wir konnten eine
klar negative Wirkung von Magnesiummangel auf ein ansonsten
wohldefiniertes Rezeptorsystem feststellen. Das ist nicht nur
vom Grundlagenaspekt her interessant, sondern auch von pharmakologischem
Interesse.“ Konkret sind damit spezifische Studien möglich,
welche die Wirkung von Magnesium auf den beschriebenen Rezeptorkomplex
näher untersuchen. Als Resultat sind in weiterer Folge
neue Magnesium-Medikamente denkbar.
Hypothalamus und Amygdala
Beim Hypothalamus handelt es sich um das wichtigste Steuerzentrum
des vegetativen Nervensystems. Bereits sehr geringe Störungen
dieses kleinen aber äußerst wichtigen Zwischenhirnareals
können die menschliche Lebensfähigkeit intensiv beeinflussen.
Die auch als „Mandelkern“ bekannte Amygdala ist
ein Kerngebiet des menschlichen Gehirns und wirkt hormonregulierend.
Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt
und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen
Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse
potenzieller Gefahren.
LINK
» Originalpublikation (Springer Verlag): Dietary
magnesium restriction reduces amygdala - hypothalamic GluN1
receptor complex levels in mice. Ghafari M, Whittle N, Miklósi
AG, Kotlowsky C, Schmuckermair C, Berger J, Bennett KL, Singewald
N, Lubec G. Brain Struct Funct. 2014 May 8. PMID: 24807818
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